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Kapitel 9:

Fallstudie Schwein

Von Maite Mathes, Jens Clausen, Anita Idel, Judith Isele, Niels Kohlschütter, Sabine Walter und

Ulrike Wunderlich

9.1 Einblicke in die Geschichte der Schweinezucht

9.1.1 Frühe Entwicklungen bis hin zum Beginn der Neuzeit (des 16. Jahrhunderts)

Ursprung der Hausschweine waren weltweit Wildschweine der Gattung Sus, die zur Familie

der Suidae (Schweineartige) und zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) gehört.

Abb. 9.1 zeigt auch Vertreter anderer Gattungen der Suidae: als ‚2.’ einen Vertreter der

Gattung „Hirscheber“ (Barbirussa) und als ‚4.’ eines der Gattung Phacochoerus, der Warzenschweine Afrikas. Domestiziert wurden nur Schweine der Gattung Sus, aus dem ‚Artenkreis

Sus scrofa’. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde eine polyphyletische Abstammung des Haussschweines diskutiert: Mindestens zwei unterschiedliche Arten ‚Sus scrofa

ferus (Europäisches Wildschwein) und ‚Sus vittatus’ (Asiatisches Bindenschwein) sollten

Vorfahren jeweils lokaler Hausschweine und in Folge der heutigen Schweinrassen sein. Bei

Betrachtung des inzwischen erforschten gesamten ‚Weltformenkreises’ oder der ‚Artenfamilie’ Sus scrofa – siehe jeweilige Verbreitungsgebiete in Abb. 9.2 – liess sich diese Ansicht

nicht aufrechterhalten. Durch die Kenntnis der verschiedenen Wildschweinrassen des eurasischen Kontinents hat sich heute die Theorie der monophyletischen Abstammung des Hausschweins allgemein durchgesetzt. Verständlich wurde dabei auch , wie und warum sich zunächst die Theorie der Abstammung von zwei Arten entwickeln konnte: Ursache war, dass

„vom Weltformenkreis Sus scrofa, den echten Wildschweinen Eurasiens, als erste gerade die

extremsten Vertreter, das mtteleuropäische Wildschwein scrofa und das indische Bindenschwein vittatus beschrieben wurden.“ (Kelm 1943, zit. nach Nitzsche 1964: 37).