______________
Das globale Huhn1
Mit der Convention on Biodiversity (1992) wurde das Problem der
Biodiversität auf die internationale Agenda gesetzt. Die Biodiversitätskonvention ist geprägt durch die Aspekte Schutz und Nutzung
und insbesondere auch durch den Vorteilsausgleich, der auf einen
Ausgleich zwischen den „Besitzern“ der Biodiversität und den „Nutzern“ orientiert. Implizit wird unterstellt, dass durch die Nutzung der
Biodiversität ihr Schutz erreicht werden kann. Dieser Ansatz „Schutz
durch Nutzung“ ist im Grundsatz eine zentrale Vorbedingung für den
Erhalt der Agrobiodiversität, die in dieses Abkommen einbezogen ist.
Agrobiodiversität ist, auf einer sehr allgemeinen Ebene definiert, der
Teil der biologischen Vielfalt, der „die Menschen nährt und gleichzeitig durch die Menschen gepflegt wird“ (FAO 1996). Die Agrobiodiversität hat durch die Ausweitung der industriellen Landwirtschaft mit
ihren Hochertragssorten und Hochleistungsrassen seit Mitte des 19.
Jahrhunderts laut FAO-Weltzustandsbericht im pflanzlichen Bereich
um rund 75 % abgenommen. Auch bei den Nutztieren fand eine radikale Beschränkung statt. Die FAO verweist darauf, dass dies die
globale Ernährungssicherheit bedrohen kann. Durch den Erfolg der
Landwirtschaft im Sinne der massiven Ertragssteigerung wird letztlich die Produktionsbasis selbst in Frage gestellt, indem immer weniger Arten in der landwirtschaftlichen Nutzung verbleiben, diese durch
die Selektion auf Hochertrag zudem immer einheitlicher werden und
damit die Verletzlichkeit des Systems zunimmt.
Im Rahmen dieses Beitrags wird anhand eines Fallbeispiels (Hühnermast) versucht, die Dynamiken der Abnahme der Agrobiodiversität nachzuvollziehen. Die umfassende Abnahme der Agrobiodiversität liegt vor allem darin begründet, dass zunehmend weniger geneti1 Dieser Artikel entstand im Rahmen des Forschungsvorhabens „Agrobiodiversität